Lysosomale
Speicherkrankheiten
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Menschen, die von einer lysosomalen Speicherkrankheit betroffen sind, stehen Tag für Tag vielfältigen Beschwerden und Herausforderungen gegenüber. Wissen um die Ursachen, Auswirkungen, Therapien und unterstützende Lebensstilanpassungen kann helfen, besser mit der Erkrankung zurechtzukommen. Hier finden Sie ausführliche Informationen zu den Symptomen, Auswirkungen und Möglichkeiten.
Was sind lysosomale Speicherkrankheiten?
Unter dem Begriff „Lysosomale Speicherkrankheiten“ wird eine Gruppe von knapp 50 erblich bedingten Stoffwechselerkrankungen zusammengefasst, bei denen die Patient*innen lysosomale Enzyme nicht in ausreichendem Maße oder nicht aktiv herstellen können. Normalerweise bauen Enzyme im Lysosom der Zelle nicht mehr benötigte Stoffwechselprodukte ab. Der Mangel (Defizienz) eines lysosomalen Enzyms verursacht die Speicherung von nicht verdauten Molekülen und führt so zu Fehlfunktionen im Körper.
Lysosomale Speichererkrankungen sind seltene, vererbbare Krankheiten, die unbehandelt immer weiter fortschreiten. Abhängig von dem jeweils mangelnden Enzym führen sie zu Störungen in unterschiedlichen Organsystemen mit komplexen Symptomen. Einige lysosomale Speicherkrankheiten können heute mit einer Enzymersatztherapie behandelt werden.
Lysosomale Speicherkrankheiten
Was ist eine lysosomale Speicherkrankheit?
Als lysosomale Speicherkrankheiten wird eine bestimmte Kategorie von angeborenen Stoffwechselerkrankungen bezeichnet: Aufgrund einer Mutation in einem Gen fehlt bei den Betroffenen ein bestimmtes Enzym oder es ist nicht in ausreichendem Maße aktiv. Je nachdem, um welchen Enzymmangel es sich handelt, spricht man zum Beispiel von Morbus Gaucher, Morbus Fabry, Mukopolysaccharidose Typ I (MPS I) oder Morbus Pompe. Im Gegensatz zu Morbus Fabry, der X-chromosomal vererbt wird, folgen Morbus Gaucher, Morbus Pompe und MPS I einem autosomal-rezessivem Erbgang.
Was sind die besonderen Herausforderungen bei lysosomalen Speicherkrankheiten?
Lysosomale Speicherkrankheiten sind sehr selten: Sie zählen zu den Orphan Diseases (seltene Krankheiten) und zeigen in ihrem Verlauf meist eine Vielzahl von verschiedenen Symptomen. Aus diesem Grund werden die Krankheiten bei vielen Patient*innen oft erst spät erkannt. Dabei ist eine frühe Diagnose gerade bei den Erkrankungen, für die eine spezifische Behandlung verfügbar ist, sehr wichtig. Denn dann besteht die Chance, schwere Organschäden zu vermeiden oder zumindest hinauszuzögern.
Wie äußern sich lysosomale Speicherkrankheiten
Lysosomale Enzyme sorgen normalerweise dafür, dass im Stoffwechsel anfallende Abfallstoffe aus den Zellen entsorgt bzw. wieder aufgearbeitet werden. Wenn das in Folge eines Enzymmangels nicht geschieht, sammeln sich diese nicht abbaubaren Stoffe in den Zellen an. Sie verursachen so Störungen, die zu Einschränkungen der Funktion und schließlich zum Untergang der Zellen führen können. Je nach Art des Defekts kommt es zu Schädigungen beispielsweise des Nervensystems, der Knochen, der Muskeln, Nieren und Milz, des Herzens und weiterer Organe.
Was macht das Erkennen von lysosomalen Speicherkrankheiten so schwierig?
Die meisten Symptome von lysosomalen Speichererkrankungen kommen auch bei anderen, häufigeren Erkrankungen vor. Meist sind es eher Symptomkombinationen, die auf eine lysosomale Speicherkrankheit hinweisen können und bei denen Ärzt*innen hellhörig werden sollten. Allerdings gibt es über 6.000 seltene Erkrankungen, sodass Ärzt*innen die Symptomkombinationen jeder einzelnen von ihnen im Praxisalltag nicht geläufig sein können. Dies führt vielfach dazu, dass Patient*innen zahlreiche Ärzt*innen aufsuchen müssen, bis schließlich die richtige Diagnose gestellt wird.
Die Sicherung der Diagnose von lysosomalen Speichererkrankungen erfolgt über den Nachweis einer verminderten Enzymaktivität im Blut.
Wie können lysosomale Speicherkrankheiten behandelt werden?
Für einen Teil der lysosomalen Speicherkrankheiten stehen heute spezifische Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung.
- Enzymersatztherapie: Die Enzymersatztherapie ist derzeit das häufigste Therapieprinzip. Bei einigen Erkrankungen ist es gelungen, das fehlende Enzym gentechnisch herzustellen und über regelmäßige intravenöse Infusionen zuzuführen.
- Substratreduktionstherapie: Daneben besteht ein weiterer Behandlungsansatz darin, die Herstellung des Stoffwechselprodukts, das nicht abgebaut werden kann, mit Medikamenten zu hemmen. Seine Produktionsrate wird somit der verminderten Abbaurate angepasst.
- Chaperontherapie: Bei einem Teil der Patient*innen liegt der Enzymmangel darin begründet, dass das Enzym zwar hergestellt, aber nicht korrekt gefaltet wird. Hier helfen in bestimmten Fällen sogenannte molekulare Chaperone, die sich vorübergehend mit dem Enzym verbinden, um das Enzym in seine funktionsfähige Form zu bringen.
- Gentherapie: Hierbei werden Krankheiten aufgrund krankheitsbedingter Gene durch die Anwendung rekombinanter DNA- oder RNA-Techniken (Bausteine der genetischen Informationen in jeder Zelle) behandelt. Durch eine kurative Veränderung des Genoms (gesamte genetische Information in jeder menschlichen Zelle) der Zellen eines Menschen können Erbkrankheiten heute bereits behandelt werden. Beispielsweise wird so ein vererbtes defektes Gen durch Einführen eines intakten Gens in Zellen ausgeglichen, so dass eine intakte Funktion der Zelle wieder ermöglicht werden kann. Dieses eingebrachte Gen dient somit als therapeutischer Stoff.
- Supportive (unterstützende, begleitende) Therapien: Für viele lysosomale Speicherkrankheiten sind allerdings bislang keine spezifischen Therapien verfügbar; für einige befinden sie sich in der Entwicklung. Zudem wirken die vorhandenen Therapien nicht bei allen Symptomen und Manifestationen gleich gut. Für alle diese Fälle bleiben supportive (unterstützende) symptomatische Therapien unverzichtbar. Dazu zählen beispielsweise Physio- und Ergotherapie.
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