Unklare LVH: ein Hinweis auf Morbus Fabry?

Eines der am häufigsten betroffenen Organe bei Morbus Fabry ist das Herz. Zur Sicherung der Diagnose Morbus Fabry können Untersuchungen wie EKG, Echokardiographie oder Magnetresonanztomographie (MRT) und ein Trockenbluttest angewandt werden. Die typischen Befunde sind eine linksventrikuläre Hypertrophie verbunden mit einem prominenten Papillarmuskel sowie kurze PQ-Zeiten und Repolarisationsstörungen. 

Quelle: Prof. Fabian Knebel, Berlin

Diagnostisches Vorgehen bei Verdacht auf Morbus Fabry

Unser Experte Prof. Dr. Fabian Knebel informiert Sie hier über das diagnostische Vorgehen. (01:41 min)

Verschiedene Morbus Fabry Stadien im EKG

Morbus Fabry in sehr frühem Stadium (ohne LVH, T1 normal)§

  • Verkürztes PQ-Intervall (aufgrund kürzerer P-Wellen-Dauer) 
  • Niedrigere T-Wellen Amplitude 
  • Niedrigerer T-Wellen-Ratio$ 
  • Erniedrigter Sokolow-Lyon-Index
    Normwerte: < 3,5 mV 
  • Erniedrigter Cornell-Index (R in Ableitung aVL + S in V3 x QRS-Dauer)
    Normwerte: < 2440 mm x ms bei Männern (+ 8 mm bei Frauen) 

Morbus Fabry in frühem Stadium (ohne LVH, T1 niedrig)# 

  • Verkürztes PQ-Intervall (aufgrund kürzerer P-Wellen Dauer)
    Normwerte: P-Welle < 120 ms; PQ-Intervall: 120 bis 200 ms 
  • Höhere Maximalwerte der Q-Wellen Amplitude 
  • Höhere R-Wellen Amplitude (in V1) 
  • Verlängerte R-Wellen Peak-Dauer (in V5) 
  • Gehäuftes Auftreten von fragmentierten QRS-Komplexen 
  • Symmetrische T-Welle 
  • Höherer Sokolow-Lyon-Index 
  • Höherer Cornell-Index 

Morbus Fabry mit LVH## 

  • Verkürztes PQ-Intervall (trotz längerer P-Welle) 
  • Verkürztes PENDQ-Intervall 
  • QRS- und QTc-Zeiten verlängert 
  • T-Wellen-Negativierung 
* Im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen
** Im Vergleich zu Patient*innen mit normalem T1, GLS in Patienten mit T1 niedrig
# Im Vergleich zu Patient*innen ohne LVH, cMR-Befunde: MBF und GLS niedriger, T2 und %LGE höher
## Berechnung T-Wellen-Ratio: T(Beginn) – T(Spitze) / T(Spitze) – T(Ende)
§ R in Ableitung aVL + S in V3 x QRS-Dauer 

 

EKG eines Morbus Fabry Patienten mit LVH

Herzfrequenz 77/min
PQ Intervall 134ms
QRS Dauer 110ms
QT/QTc 406/459ms
P-QRS-T Winkel 49/10/182°
P Dauer 112ms
RR/PP Intervall 778/775ms

 

Typische Echokardiographie Befunde bei Morbus Fabry

Die Echokardiographie ist eines der häufigsten diagnostischen Verfahren bei Verdacht auf Morbus Fabry.

Quelle: Prof. Fabian Knebel, Berlin

Echokar­diographie-Untersuchung Morbus Fabry

Unser Experte Prof. Dr. Fabian Knebel erklärt für Sie die typischen Befunde am Patienten. (03:20 min)

Das MRT

Der Nachweis einer Morbus Fabry-induzierten LVH und die Differenzierung von anderen LV-Hypertrophieformen kann durch ein kardiales MRT erfolgen. Hier finden Sie eine Darstellung der typischen Befunde bei Morbus Fabry wie z.B. eine Reduktion der Messwerte im T1 mapping (Sphingolipid-Anreicherung) oder eine Kontrastmittelmehranreicherung in den fibrotischen Arealen. (Thompson et al 2013, Sado et l 2023, Camporeale et al 2019, Weidemann et al 2029, Hanneman et al 2018 und 2020)

Quelle: Dr. med. Christoph Tillmanns, Diagnostikum Berlin

MRT eines Morbus Fabry-Patienten.

  1. Kurz­achsenschnitte (cine SSFP) eines Patienten mit LVH.
  2. T1-Map mit reduziertem T1-Signal.
  3. LGE-Aufnahme mit Fibrose in inferolateraler Region (oranger Pfeil).

Die Laborwerte

Laborparameter wie das Lyso-GL-3 und NT-proBNP können zur Diagnosestellung Morbus Fabry herangezogen werden. 

Typische Laborbefunde bei Morbus Fabry im Vergleich (Luchner et al 2016, Smid et al 2015) 

Laborwerte  Bei Gesunden  Bei Morbus Fabry-Patient*innen 
Lyso-GL-3  ≤ 0,6 nmol/L  erhöht 
NT‐proBNP  < 125 pg/ml  mäßig erhöht 

Fragen Sie Ihre Patient*innen:

  • Empfinden Sie (oder empfanden Sie als Kind/Jugendlicher) häufig „brennende“ Schmerzen in Ihren Händen und Füßen? 
  • Verschlimmern sich diese Schmerzen durch Hitze, Kälte oder Anstrengung? 
  • Breiten sich die Schmerzen, z. B. bei fieberhaften Infekten, von den Händen und Füßen auf den ganzen Körper aus? 
  • Schwitzen Sie im Vergleich zu Mitmenschen in derselben Situation wenig oder gar nicht? 
  • Konnten Sie am Schulsport aufgrund von Schmerzen oder Kreislaufproblemen nur eingeschränkt teilnehmen? 
  • Leiden Sie unter häufigem Durchfall und/oder Magenkrämpfen? 
  • Haben Sie kleine rote Punkte auf Ihrer Haut bemerkt, z. B. im Beckenbereich, um den Bauchnabel, an den Fingerspitzen oder der Lippe? 
  • Sind enge Verwandte (Mutter/Vater/Großeltern) früh an Herzversagen oder Nierenversagen oder Schlaganfällen verstorben? 

Falls Ihre Patient*innen mit unklarer LVH mehr als 2 der oben aufgelisteten Fragen mit Ja beantworten, kann dies ein Hinweis auf Morbus Fabry sein.

    Thompson RB et al., Circ Cardiovasc Imaging 2013;6(5):637–645.

    Sado DM et al., Circ Cardiovasc Imaging 2013;6(3):392–398.

    Camporeale A et al., Circ Cardiovasc Imaging 2019;12(4):e008424.

    Weidemann F et al., Mol Genet Metab 2019;126(2):169–182.

    Hanneman K et al., Radiology 2020;294(1):42–49.

    Hanneman K et al., Circulation 2018;138(22):2579–2581.

    Luchner A et al., Dtsch Arztebl 2016;113(41):[10].

    Smid BE et al., J Med Genet 2015;52(4):262–268.